Literatur und Malerei

Buchvorstellung: "Dr. F. Wörls Zeit, Aufstieg und Fall des ehrgeachteten Münchener Spießbürgers Franz"

Cover: Paulskirche

Beginn mit einer kleinen Vorrede

Der Mensch ist nicht auf Erden um glücklich zu sein. Eine bittere Wahrheit, die niemand hören will. So war es und so wird es immer bleiben. Unsere Geschichte erzählt von der “guten, alten Zeit”, die für die Vielen schlecht oder gerade noch erträglich und für Wenige gut war. Und von einem, Franz benannt, der die irdischen Tage damit verbringt, dem Glück nachzujagen. Zumindest dem, was er dafür hält. Auf diesem Wege begleiten wir ihn, von der frühen Jugend bis zu seinem Tode. Wir durchleben mit ihm die Höhen und Tiefen seines Lebenspfades. Immer bemüht die vier ungebetenen Begleiterinnen des Menschen, jene grauen Weiber Not, Mangel, Schuld und Sorge sich vom Leibe zu halten. Da und dort kopfschüttelnd ob seiner Torheiten, manchmal ihn bewundernd, manchmal ebenso verständnislos, und ab und an mit einem Lächeln, eventuell auch nachdenklich. Vielleicht gewinnt er unsere Herzen - dann stellen wir fest, dass wir so anders wie er auch nicht sind. Auch für uns gilt jenes universelle Prinzip der menschlichen Natur, dem Streben nach Erfolg (warum sollten wir sonst davon träumen!). Wir empfinden Entzücken, wenn Rivalen ausgestochen, Schwierigkeiten überwunden werden. Auch hängt unser Glaube an einem steten Fortschritt, der uns das Dasein immer angenehmer macht. Nebenher pflegen wir ebenso wie er Vorurteile (welche wir als Wahrheiten verstehen) und hegen Obsessionen. Jeder hat gute Gründe für seine Handlungen. Es kommt darauf an, wie man zu ihnen steht. Der Tod schreibt das Finis. Was bleibt am Ende von all' dem Bestreben übrig, welches Franz uns im bunten Reigen vorführt? Nichts als das baldige Vegessen. Es soll ein Wort Goethes gelten: “Des Menschen Leben ... Es hat wohl einen Anfang, hat ein Ende, Allein ein Ganzes ist es nicht.” Mit einem "Leider!" pflichten wir dem bei. Die Katastrophe, die ihn fällen wird, hat er nicht verschuldet - oder am Ende vielleicht doch ein wenig? Franzens Lebensspanne ist die Epoche unserer Urgroßeltern und etwas weiter zurück. Eine uns fremde, schon sehr ferne Zeit. Und doch ist sie nahe, viel näher, als wir ahnen, da wir durch sie wurden, was wir heute sind. Voreltern, Eltern und Nation können wir nicht aussuchen. Aber für die Gestaltung der Gegenwart und der Zukunft ist die Kenntnis über sie von Wert. Nicht zuletzt wird auch von einem spezifisch Münchener Lebensgefühl altbayerischer Prägung erzählt. Das - wie so Vieles - längst untergegangen ist. Nun denn, beginnen wir also mit unserem löblichen Vorhaben. Lernen wir die Welt und die Abenteuer unseres Helden kennen.

Zusammenfassung

Unser Protagon Franz Wörl wuchs als einziges Kind zwar wohlbehütet in einem wohlhabenden Elternhaus auf, litt aber unter seinem gestrengen Vater, unter der züchtenden Schule, dem anstengenden Militärdienst und schließlich dem nicht endend wollenden Studium der Rechtswissenschaften. Stets schaffte er die Abschlüsse mit Ach und Krach, schob Arbeiten so lange wie möglich vor sich her, wich Problemen aus - mit einem Wort, ihm drohte eine Karriere als Taugenichts und Müßiggänger. Mit 28 Jahren musste er endlich das Elternhaus verlassen und als selbstständiger Anwalt für Straf- und Zivilrecht sein Brot verdienen. Ohne seinen tüchtigen Schreiber wäre er da verloren gewesen. Franz wusste das Leben zu genießen, aber ohne Geld war das kaum möglich. Durch ein Missgeschick war er schließlich zur Heirat gezwungen und hatte hierbei das Glück, dass seine Frau ein kleines Vermögen mit in die Ehe einbrachte. So lebte es sich nicht schlecht, auch wenn seine Anwaltspraxis kaum etwas abwarf. Da kam ihm sein alter Freund Karli aus Studentenzeiten gerade recht, mit dem er schon manche Schandtaten vollbracht hatte. Der überredete ihn zum Erwerb von Anteilen an Immobiliengeschäften - dem Trust, der einen guten Teil des Vermögens seiner Frau verschlang und doch zunächst keinen Gewinn abwarf. Es kam noch schlimmer: Es gab eine jährliche Nachlegepflicht, die Franz nachlässigerweise mit unterschrieben hatte. Als seine Frau dies erfuhr, gab es den ersten Bruch in ihrer Ehe. Doch mit den Jahren wendete sich das Blatt und der Trust erwirtschaftete doch tatsächlich zunehmenden Gewinn. Mit Franz ging es bergauf, zumal ihm seine Gattin mittlerweile zwei Söhne geschenkt hatte. Er lernte den volkstümlichen Dichter Ludwig Thoma kennen, sah die ersten Automobile fahren und erlebte mit seinem Freund, dem Schecks Pauli', manche Männerabende, aber auch gemeinsame Familienausflüge, auf denen sie ihre jeweiligen Ehepartner kennenlernten. Die beiden Frauen kamen sich dabei näher als es sich geziemte … Ein Wendepunkt in seinem Leben war nach einem Besuch des Stadtpfarrers erreicht, der ihn dazu überredete, in das 'Zentrum' einzutreten und wurde schließlich - nach jahrelanger Vorarbeit, bei Auftritten auf Veranstaltungen und schließlich während des aufzehrenden Wahlkampfes - als Abgeordneter dieser stramm konservativ-katholischen Partei in die Volksvertretung gewählt. Durch seine Anwaltstätigkeit hatte er sich schon vorher für die Landbevölkerung eingesetzt, was ihm nunmehr sehr zum Vorteil gereichte. Nunmehr hatte er den Höhepunkt seiner Laufbahn und auch seines privaten Glücks erreicht - wenn man dies jeweils nur wüsste und dort verharren könnte: Gesellschaftlich galt er als hoch angesehene Persönlichkeit mit Einfluss und Prinzipien, sein Rat fand Gehör und sein Beistand war willkommen. Privat hatte sich seine Ehe stabilisiert, ja, sie war glücklich und seine Frau stolz auf ihren Mann. Auch seine beiden Söhne gingen ihrer Wege: Maximilian, der Ältere, schlug die Offizierslaufbahn an der Preußischen Militärakademie ein, während Leopold in die Fußstapfens seines Vaters als Rechtvertreter trat. Diese glückliche Lebensphase wurde allmählich überschattet vom allgemeinen Säbelrasseln der großen europäischen Nationen, zunächst unmerklich, bis dann - Knall auf Fall - das Attentat von Sarajevo über die verhängnisvolle Bündniskonstellation direkt in den Krieg führte. Vom Krieg war im Land selbst zunächst nichts zu bemerken - sollte doch Ende 1914 alles vorbei sein: 'Weihnachten in Paris', so lautete das allgemeine Credo. Doch es sollte bekanntermaßen alles anders kommen, so dass sich im Land bald zweierlei bemerkbar machte: Nach und nach verschwanden die jungen Männer aus dem Bild der Gesellschaft, da sie alle an den verschiedenen Fronten eingesetzt wurden, und nach und nach machte sich auch die Blockade Englands bemerkbar, die zu immer größerer Not und Hunger führte. Unser Franz als Abgeordneter und Patriot vertrat im Parlament vehement den Standpunkt, dass nur ein 'Siegfrieden' die außerordentlich hohen Verluste an der Front rechtfertige und geriet so in Konflikt mit seiner eigenen Partei, dem Zentrum, die mit zunehmender Kriegsdauer von dieser harten Linie abrückte. Die Differenzen wurden so groß, dass Franz nach einer denkwürdigen Rede mit der Partei brach. Währenddessen waren beide Söhne an der Westfront eingesetzt und erlebten die unvorstellbaren Grausamkeiten des Graben- und Giftgaskrieges. Maximilian ehelichte noch an der Front die Elsässerin Lotte, die daher von den eigenen Eltern verstoßen wurde und nun alleine zu den Eltern von Franz nach München reiste. Dort war sie - zusammen mit ihrer kleinen Tochter - den nunmehr alten Herrschaften Freude und Stütze, als die Nachricht eintraf, dass Maximilian gefallen war. Im zweiten Halbjahr 1918 war die Niederlage Deutschlands absehbar und trat im November auch mit Wucht ein. Die Verzweiflung der geschlagenen Armee und das um sich greifende Elend der Bevölkerung wurde noch gesteigert durch die gallopierende Inflation und die unsäglichen Forderungen des Versailler Vertrages, der somit den Boden für kommendes Unheil bereitete. Marodierende Revolutionäre verschleppten Franz und viele jener, die sie als Träger des alten Systems wahrnahmen, die meisten ihrer Geiseln wurden erschossen. Franz konnte durch einen glücklichen Zufall entkommen, zog sich dann aber vollkommen aus dem öffentlichen Leben zurück, hatte seine Anwaltspraxis auch an seinen Geschäftspartner übergeben. Er fand sich in der sog. 'Neuen Zeit' nicht mehr zurecht. Die politischen Auseinandersetzungen jener Zeit fanden oft unter der Gürtellinie statt und widerten ihn an. Die vormaligen Werte galten nichts mehr, mindestens in seiner geliebten Großstadt München ging es drunter und drüber, Moral und Gesetz waren zweitrangig. Inmitten der jungen Weimarer Republik hatte der Kampf fundamentalistischer Gruppierungen gegeneinander und gegen die Regierung begonnen. Auf einem seiner wenigen Ausflüge jener Zeit in die Münchner Innenstadt geriet Franz zufällig in einen Aufmarsch, der sich später als der Hitler-Putsch von 1923 entpuppen sollte, und wurde in dem heillosen Durcheinander bei dessen Auflösung vor der Feldherrenhalle durch einen der wenigen PKWs tödlich verletzt. Sein Sohn Leopold Wörl fand ihn schließlich im Universitätsklinikum in der Nußbaumstraße, dort, wo zahllose Opfer aufbewahrt wurden. Aus seiner Not der Heimatlosigkeit und des 'aus der Zeit Gefallen-seins' war Franz erst durch den Tod erlöst worden.

Expose

Der Roman gibt die Zeitspanne von der Gründung des Deutschen Reichs 1871 bis zu dessen Untergang 1918/19 sowie den ersten Jahren der Weimarer Republik wieder und endet 1923 mit dem Hitler-Putsch. Vor dieser historischen Kulisse wird der Alltag gewöhnlicher Menschen und Stadtbewohner mit seinem regionalen, ganz spezifischen Lebensgefühl erzählt. Wir nehmen den Blickwinkel unseres Helden Franz ein, der diese Epoche erlebt. Sohn aus gutem Hause folgt er einem Prinzip von Anfang an: Mit geringstem Aufwand den größtmöglichen Nutzen zu erreichen. Doch wandelt er sich im Laufe der Zeit: Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften und dem Aufbau einer Rechtsanwaltskanzlei gründet er eine Familie, geht in die Politik und vertritt dort insbesondere die Interessen der Landbevölkerung, wird zum glühenden Patrioten der Kaiserzeit und erlebt als solcher den anfangs noch als Abenteuer wahrgenommenen Ersten Weltkrieg, der über furchtbare Schlachten insbesondere an der Westfront in einer katastrophale Niederlage Deutschlands und seiner Verbündeter endet. Es ist absehbar, wohin das schwere Erbe des Versailler Diktats und die anschließenden Wirren der Weimarer Republik und deren Ringen mit den extremen Kräften des politischen Spektrums schließlich führen wird … Unser Protagonist Franz Wörl tritt als Durchschnittsbürger auf, der es einerseits versteht, sich um Schwierigkeiten herumzumogeln und oft den Weg des kleinsten Widerstandes wählt, andererseits dabei auch gerne Gewinne auf Kosten Anderer mitnimmt und die angenehmen Seiten des Lebens zu genießen weiß. Mit zunehmender Lebenserfahrung jedoch blickt er über das eigene Umfeld hinaus und begreift allmählich die größeren Zusammenhänge. Er beginnt, sich gesellschaftlich zu engagieren und setzt sich - immer Sohn seiner Zeit - für sein Land ein. In diesem Sinne erzieht er auch seine beiden Söhne und bleibt seinen Prinzipien auch während des Krieges und in den nachfolgenden Wirren treu. In der chaotischen Zeit der frühen 20er Jahre findet er sich nicht mehr zurecht und verliert - wie viele seiner Zeitgenossen - die Hoffnung und den Anschluss an die sog. neue Zeit. Franzens Lebensspanne ist die Epoche unserer Urgroßeltern und etwas weiter zurück. Eine uns fremde, schon sehr ferne Zeit. Und doch ist sie nahe, viel näher, als wir ahnen, da wir durch sie wurden, was wir heute sind. Voreltern, Eltern und Nation können wir nicht aussuchen. Aber für die Gestaltung der Gegenwart und der Zukunft ist die Kenntnis über sie von Wert. Franz Wörl ist wie einer von uns. In einer endlosen Reihe von Generationen, die unser Land aufgebaut und geprägt haben, könnte er der Urgroßvater heutiger Zeitgenossen sein, den Einflüssen seiner Epoche unterworfen. Großgeworden in der Zeit des Kaiserreichs erlebt er die Einführung des Automobils, die technischen und politischen Umbrüche des ausklingenden 19. Jahrhunderts, die Katastrophe des Ersten Weltkrieges und das folgende erschreckende Elend am Beispiel seiner Heimatstadt München. Der Autor Alexander Dengler schafft es in sehr realistischer Weise, in der Person des Franz Wörl die Zeit um die Jahrhundertwende auferstehen zu lassen, so als ob er sie selbst erlebt hätte. So wird auch verständlich, wieso die übergroße Mehrheit der Bevölkerung Kaiser-treu war und wieso der Erste Weltkrieg bei den wesentlichen kriegsführenden Mächten fast als Befreiungsschlag wahrgenommen wurde, dessen Konsequenzen sich zunächst niemand bewusst war. Vor allem aber wird deutlich, dass u. a. die überaus harten Anforderungen des Versailler Vertrags an Deutschland zur vollkommenen Orientierungslosigkeit und zur Verelendung breiter Massen führte, die letztlich der jungen Demokratie in Deutschland zum Verhängnis wurde. Wie kommentierten doch Teilnehmer der Versailler Vertragsver-handlungen aus den USA und Großbritannien: "Die Bestimmungen des Friedensvertrages führen geradewegs ins Verderben!" und ahnungsvoll "Er wird von keiner langen Dauer sein - Gott helfe uns."

Dieses Buch ist registriert unter der ISBN-Nr. 978-3-754-6047-17 und kann für 7,49.- € online erworben werden bei Tolino


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